Kapitän Fitzroy und sein Sturmglas
Direkt neben dem Sturmglas brachte ich
ein Thermometer an und dazu eine kleine digitale Uhr mit Zeit- und Tagesangabe.
Dann installierte ich eine Kamera für Makro- und Mikroaufnahmen, um das
Wachsen und Vergehen der Kristallstruktur zu dokumentieren. Außerdem ergänzte
ich die Temperaturmessung noch durch ein sehr genaues Minimum-Maximum-Thermometer
(Abb. 51). Ich muß nun nochmals betonen, daß das Glas hermetisch verschmolzen
ist. Damit scheidet als Verursacher der Kristallbildung der barometrische
Druck aus. Ebenso scheidet die Luftfeuchte aus, aber auch die negativen
und positiven Kleinund Großionen mit den geladenen Kondensationskemen
können keinen Einfluß haben. Da die Umgebungstemperatur möglichst konstant
gehalten wird, besteht für keinen der trivialen Parameter der Schulmeteorologie
eine Möglichkeit, auf die Kristallbildung einzuwirken. Selbst wenn die
angegebene Temperaturkonstanz nicht genügt, reicht die Temperatur als
einzig möglicher Trivialparameter nicht aus, die unterschiedlichen Kristallstrukturen
zu erzeugen, von denen Abb. 52 eine Auswahl zeigt.
Eine sehr eigenartige Erscheinung ist das Drehen des gesamten Kristalls
um seine Achse.
Dieser Dreheffekt tritt dann auf, wenn sich eine andere Großwetterlage
ergibt, zum Beispiel bei einer Änderung von einer Nordwestlage (Abb. 53.
1) auf eine Südwestlage (Abb. 53.2). Das Kristall dreht sich entsprechend
der Einfallsrichtung des Auslösers, weil die gesamte Meßanlage fest montiert
ist und nicht bewegt werden kann. In Abb. 53.3 und 53.4 ist dieser Effekt
nochmals dargestellt. Er ist nicht auf eine Kristallform beschränkt, sondern
dreht jede beliebige Kristallausbildung.
Es geht mir hier nicht darum, das Sturmglas in meteorologische Vorgänge
einzubinden. Es geht um eine Meßtechnik zur Erfassung der Biotropie des
Wetters. Dieses noch weitgehend ungelöste Problem erfordert es, alle möglichen
Effekte in die Forschung einzubeziehen. Interessant ist deshalb, daß dieses
Fitzroy-Sturrnglas in England im 19. Jahrhundert als Maß für

Abb. 52 Kristall-Musterfotografien: Die
Makroaufnahmen 1 und 2 sind Beispiele für die unterschiedliche Kristallbildung.
Die folgenden Bilder zeigen Muster aus der Vielfalt der Kristallstrukturen
- beginnend links mit dem Bodensatz -, die im Fitzroy-Sturmglas entstehen.
Sturmglas ( stormglas )
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