Kapitän Fitzroy und sein Sturmglas
Beispiele
für die Verwendung von "Initialkeimen" in der heutigen Chemie gibt
es genügend, jedoch sei ein Vorgang besonders erwähnt: die Herstellung
des Silizium-Einkristalls als Grundbestandteil aller integrierten elektronischen
Chips. Der Einkristall entsteht nur dann, wenn ein sogenannter "Impfkristall"
zum Aufprägen des Aussehens, der Gestalt verwendet wird. Die Qualität
des Silizium-Einkristalls ist abhängig von der Qualität des gestaltbildenden
Impfkristalls. Die Anforderungen an die Qualität des gestaltbildenden
Impfkristalls werden um so höher, je größer die «Packungsdichte» des späteren
elektronischen Speicherchips sein muß.
Kristalle halten ihre Formen unbegrenzt,
solange die Temperatur unter ihrem Schmelzpunkt bleibt. Höhere Temperatur
bringt eine heftigere Wärmebewegung der Moleküle mit sich und damit eine
größere Unordnung. Da in einem Kristall die einzelnen Moleküle in einem
periodischen Gitter angeordnet sind, besteht keine Unordnung. In der gesättigten
Lösung des Fitzroy-Sturmglases erfolgt der Übergang von der Unordnung
zur Ordnung in dem Phasensprung Flüssigkeit - Kristall. Ein weiterer Übergang,
nun wieder von der Ordnung zur Unordnung, liegt im Sturmglas darin, daß
die Kristalle wieder verschwinden, sich gewissermaßen in der klaren Flüssigkeit
auf lösen. Der erste Phasensprung findet bei etwa 17 Grad Celsius statt,
der zweite bei etwa 2 3 Grad Celsius. Im Sturmglas ist der Normalzustand
die Unordnung, die Flüssigkeitsphase, es sei denn, eine Energie von außen
tritt als Verursacher einer Kristallbildung auf.
In der Physik werden heute zwei Arten
einer räumlichen Organisation beschrieben: die konservativen und die dissipativen
Strukturen.,', Konservative Strukturen sind in allen Organisationsstufen
am Aufbau der Materie beteiligt: Die Formen sind unter Berücksichtigung
der Wechselwirkungen die Summe aus den kleinsten Teilchen, weshalb der
Gestaltbegriff in diesem Fall nichts bietet. Konservative Strukturen benötigen
zur Aufrechterhaltung ihres Zustands keine Energiezufuhr, und sie sind
unabhängig von ihrem Bildungsweg.
Dissipative Strukturen sind das Resultat
äußerer Einwirkungen auf innere Kräfte. Sie sind bei ihrer Bildung abhängig
von Anfangs- und Randbedingungen, und es bedarf einer ständigen Energiezufuhr
zur Aufrechterhaltung der Struktur. Es gibt grundsätzlich keine Anzeichen
dafür, daß konservative Strukturen vorwiegend in der unbelebten Welt anzutreffen
sind, dissipative dagegen eher in der belebten. Bei dem Sturmglaseffekt
haben wir es wegen der Notwendigkeit einer Energiezufuhr zur Bildung und
Aufrechterhaltung der Kristallform mit einer dissipativen Struktur zu
tun.
Die Kristallstruktur im Sturmglas zeigt
mindestens vier Reaktionsformen:
1. Die Wachstumshöhe des Kristalls.
2. Die Dichte der Kristallstruktur.
3. Die Gestalt des Kristalls.
4. Die Wachstumsrichtung des Kristalls.
Für diese vier Reaktionsformen bieten die Abbildungen 52 und 53 einige
Beispiele. Die Bearbeitung der vier Reaktionsformen des Kristalls in ihrem
Zusammenhang mit dem Wettergeschehen und den Sferics-Frequenzkombinationen
ist noch lange nicht abgeschlossen.
Doch
ergab die Korrelation der Kristallhöhe mit der Temperatur eines klimatisierten
Kellerraums in einem Eisenbetongebäude und einer Sferics-Frequenzkombination,
gemessen in 52 Kilometer Entfernung vom Kristall, einen interessanten
Zusammenhang. Es zeigt sich,dass die Umgebungstemperatur zwei Zentimeter
vom Kristall entfernt einen Einfluß von 16 Prozent, die Sferics-Frequenzkombination,
die dem Einströmen von Warmluft vor einer Kaltfront entspricht, einen
Einfluß von 50,4 Prozent auf die Kristallhöhe hatte; die restlichen 33,6
Prozent sind noch ungeklärt (Abb. 54); Irrtumswahrscheinlichkeit bei der
Korrelation Sferics Kristallhöhe ist 0,009. Daraus ergibt sich zum einen
wiederum, dass die SfericsFrequenzen mit dem Wettergeschehen übereinstimmen,
und zum anderen, dass der Kristall in dem verschmolzenen Glas nicht direkt
einen Sturm anzeigt, wie Fitzroy glaubte, sondern das Herannahen einer
Front, was allerdings zu einer Sturmlage führt.

Abb. 54: Vorläufige Darstellung der
Beziehungen zwischen dem Temperaturgang in °C eines klimatisierten
Kellerraumes in einem Eisenbetonbau (A), dem Kristallhöhenwachstum (B)
x --- x in diesem Kellerraum und einer Sferics-Frequenzkombination a,
gemessen in 52 Kilometern Entfernung.
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